
Hexenwerk, Blitzeinschlag oder Feuerteufel? Das historische, denkmalgeschützte Mühlenhaus der Fürstlichen Erbpachtmühle in Langenholzhausen im Kalletal (Kreis Lippe, NRW) ist in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 2015 bis auf die Grundmauern ausgebrannt.
Am frühen Donnerstagmorgen mussten Feuerwehr und Polizei in die Straße „An der Mühle“ ausrücken, meldet Pressesprecher Uwe Bauer von der Polizeidienststelle Lippe. Passanten waren um kurz vor 4 Uhr auf eine starke Rauchentwicklung aufmerksam geworden. Zeitgleich schlugen bereits Flammen aus dem Dachstuhl der „Alten Mühle“ an der „Osterkalle“.
Das leerstehende Gebäude brannte vollständig nieder. Zur genauen Brandursache lagen am 9. Juli gegen 12 Uhr noch keine Informationen vor, da die Löscharbeiten noch in vollem Gange waren. In der Ortsdurchfahrt (Hauptstraße) kam es aufgrund der Vielzahl der eingesetzten Fahrzeuge und Rettungskräfte zu Verkehrsbehinderungen. Personen sind nicht verletzt worden. Auch zur Schadenshöhe können noch keine Angaben gemacht werden.
Nur ein Feuerwehrmann kam mit einem Schrecken davon, als er eine lebensgroße Puppe an einem Fenster zuerst für einen lebenden Menschen hielt, was den Einsatz für einen Moment aus dem Ruder brachte. Doch die Anwohner klärten schnell auf.
Genau wie den Bewohnern von Langenholzhausen, die völlig entsetzt und traurig darüber sind, dass die einzige Attraktion in ihrem Ort in einem unbeobachteten Moment einfach zerstört wurde, geht unserer Redakteurin der Brand ebenso ans Herz. Denn im Februar 2010 entdeckte sie das erste (und leider auch letzte) Mal diesen verwunschenen Ort und war sofort in das Mühlenhaus mit dem hohen Fachwerkgiebel verliebt. Insbesondere das historische Wasserrad mit dem Bächlein im Außenbereich hatte es ihr angetan. Aber auch die Gaststätte „Zur alten Wassermühle“ im Mühlenhaus, die, wie wir heute in den Medien erfahren mussten, seit rund zwei Jahren nicht mehr in Betrieb ist, war der Grund, auf jeden Fall wiederzukommen.
Das hat sich nun leider erledigt. Es ist wie verhext – fast wie in der Saga um das denkmalgeschützte Gebäude von 1568: In einem Hexenprozess wurde damals behauptet, dass eine Frau die Mühle verhext habe, sodass diese nicht mehr „richtig ginge“. Auch das Zerspringen eines Mühlensteins wurde auf die Hexerei zurückgeführt.
Tatsächlich wechselte die Wassermühle schon oft ihre Besitzer. Bis vor rund 100 Jahren war die Langenholzhauser Mühle eine Erbpachtmühle, danach ging sie in den Besitz der jeweiligen Müller über. Unter den zahlreichen Besitzern reihte sich auch das Ehepaar Kerstin und Karl-Heinz Hoffmann aus Hannover ein, die die Wassermühle 2003 erwarben und aufwendig sanierten. Viele Langenholzhausener, insbesondere der Museumsverein Kalletal e.V., halfen beim Wiederaufbau.
Im Gegensatz zu früher, als die Wassermühle noch Roggen und Weizen vermahlte und so weißes Brot in den Ort brachte, diente die Wasserkraft bis zum Unglück der Stromerzeugung. Die alte Mühlentechnik, die laut Medienberichten bis 1997 in Betrieb war, konnte im Innern des Mühlenhauses besichtigt werden. Ab 2012 fanden in dem Gebäude wohl auch zeitweilig Standesamtstrauungen statt.
Wir bedauern den Unglücksfall sehr und wünschen den Einwohnern von Langenholzhausen sowie dem Ehepaar Hoffmann alles Gute. Es ist schrecklich, dass wieder ein historisches Bauwerk in die Geschichte eingehen muss. Aber diese bildlichen Erinnerungen vom 2. Februar 2010 sind uns wenigstens erhalten verblieben, die wir gern mit Ihnen teilen, liebe Leserinnen und Leser:
Quelle: Wikimedia Commons, Wikipedia, Polizeimeldung Lippe, wassermuehle-langenholzhausen.de, museumsverein-kalletal.de, OctoberNews