Führung am Kaiser-Wilhelm-Denkmal

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Mit Touristenführer Karl Fortenbach (Mitte) konnten Interessierte dem „Kaiser“ kann nah sein und etwas lernen über die Geschichte des „Willem“ in Porta Westfalica – Fotos: onm

„20.000 Schaulustige kamen einst zur Einweihung des ehrwürdigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals nach Porta Westfalica, und es hat geregnet wie verrückt“, weiß Gästeführer Karl Fortenbach und führte Touristen wie Einheimische in die Geschichte des denkwürdigen Ortes hoch oben der norddeutschen Tiefebene ein. „Doch kaum kam der Enkel am Denkmal an, kam die Sonne raus.“

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Kaiser Wilhelm I. segnet das Land

Echtes Kaiserwetter genossen auch Besucher am 7. Mai 2016 während der geschichtlichen Führung von Karl Fortenbach, einem von zwei Gästeführern (neben Klaus Sigmann), der seit rund vier Jahren unermüdlich den Wittekindsberg bis zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal „hochjagt“, um Interessierten nicht nur den beeindruckenden Ausblick auf die norddeutsche Tiefebene, dem „Tor nach Westfalen“, zu zeigen, sondern auch, dem „Kaiser“ ganz nah zu sein. Denn das war nicht immer so.

Anno 1896, am 10. Tag des Monats Oktober, wurden nur ausgewählte Herrschaften der Denkmalseinweihung zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. (mit vollem Namen: Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen, 1797-1888) zuteil. Das „Fußvolk“ (rund 20.000 Schaulustige) durfte am Wegesrand stehen und zuschauen, wie die ehrenvollen Gäste per Kutschen eintrafen – darunter Kaiser Wilhelm II. (bzw. Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, 1859-1941) und seine Gattin Auguste Viktoria (genauer: Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, 1858-1921).

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Bei echtem Kaiserwetter hatte man am 7. Mai einen großartigen Ausblick auf Porta Westfalica und darüber hinaus

Ab dem Punkt des Fußweges auf der Anhöhe, wo sich heutzutage ein Parkplatz befindet (und bis Ende Januar 2015 eine Denkmalsgaststätte – siehe Bericht), Richtung Plateau und Statue des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, wurde das „gemeine Volk“ ausgeschlossen von der Eröffnungszeremonie. Um dennoch ihrem alten Kaiser jederzeit huldigen zu können, errichtete man damals in Porta Westfalica wohl eine kleine Statue nach Aussage des Gästeführers.

Die überdimensionale Kaiserstatue auf dem Wittekindsberg ist übrigens sieben Meter hoch und steht auf einem fünf Meter breitem Sockel, erklärte der 66-jährige Pensionär weiter. Und sein ausgestreckter rechter Arm deutet nicht etwa einen preußisch-narzisstischen Gruß an, sondern bedeutet, „er segnet das Land“.

Die pompöse Einweihungsfeier fand damals unter anderem auf der Terrasse statt mit Blick auf den gegenüberliegenden Jakobsberg, von dem aus 33 Schuss Salut abgefeuert wurden. Das Besondere daran: Diese Terrasse gehörte zu einer Gaststätte, die sich unter dem riesigen Plateau bzw. Sockel der Denkmalsanlage befand. Bis heute kann man einen Teil der Terrasse erkennen. Auch die steinernen halbrunden (zugemauerten) Fenster im Sockel sind von Weitem sichtbar.

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Im Schatten des „Kaisers“ eine Ebene unter dem Aussichtsplateau des Denkmals ragt ein Teil der ehemaligen Terrasse heraus

Vermutlich befand sich unseres Erachtens der Eingang zur verborgenen Gaststätte dort, wo heute eine stählerne Tafel des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) über Höhe, Baukosten und Geburtszeiten der Kaiser informiert. Es deutet zumindest alles darauf hin, dass hier ein Eingang zugemauert wurde und sich dahinter eine steinerne Treppe zum Gasthaus befinden könnte.

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Könnte das der Eingang zum unterirdischen Gasthaus sein? Man munkelt.

Das wird sich vielleicht in zwei Jahren zeigen, denn der LWL hat Mitte 2015 für Sanierungsmaßnahmen 12,4 Millionen Euro freigegeben. Die Fertigstellung ist für 2018 geplant – zum 125-jährigen Jubiläum (siehe Presse-Info). Laut Fortenbach soll die komplette Ringterrasse inklusive Denkmalsplatz wiederhergestellt werden, ein Panorama-Cafè (mit ca. 240 Plätzen innen und 100 Plätzen außen) entstehen sowie ein Gedenkraum zur Entstehungsgeschichte. Auch der Parkplatz soll von 100 auf 150 Plätze und mit einem Kiosk erweitert werden. Für Menschen mit Behinderung soll es zudem einen barrierefreien Aufstieg geben.

Was den Gedenkraum angeht, kümmere sich ein Verein aus Porta Westfalica darum, der es sich zum Ziel gemacht habe, die gesamte Geschichte aufzuarbeiten, so Fortenbach. Dazu habe man unter anderem überlebende KZ-Häftlinge befragt und sich bei Ehemaligen des „Reichsarbeitsdienstes“ informiert, die damals zwangsverpflichtet wurden.

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Jeden 1. Samstag im Monat bieten zwei Gästeführer im Wechsel auf der Ringterrasse eine Führung durch die historische Geschichte Kaiser Wilhelms – mit gratis Aussicht auf die norddeutsche Tiefebene

Letztendlich verraten wir an dieser Stelle nicht zu viel der Führung durch die Historie. Nur soweit: Es wurden auch kleine Anekdoten erzählt, zum Beispiel über einen Kammerdiener und eine Badewanne, einen Dompfaffen und eine unglückliche Ehe. Aber das müssen Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich schon selber vor Ort erzählen lassen, wenn Sie sich dafür interessieren.

Gästeführungen am Kaiser-Wilhelm-Denkmal werden von April bis Oktober jeweils am ersten Samstag im Monat durchgeführt. Start ist immer um 15 Uhr auf der Ringterrasse (also der riesigen Aussichtsplattform) vor dem Denkmal. Die Führung dauert ca. 45 Minuten (die gern auf eine Stunde aufgerundet wird) und kostet pro Person 3 Euro. Der Betrag wird in Bar direkt an den Touristenführer entrichtet. Eine Anmeldung für Einzelpersonen ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen findet man auf der Homepage www.westliches-weserbergland.de unter „Porta Westfalica“.


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