Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe stellt Ergebnisse der Landeswaldinventur vor - Buche ist die häufigste Baumart - Waldfläche in NRW leicht angestiegen - Privatwald gefragt

Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen. Wenn es nach dieser Volksweisheit ginge, bräuchte man in Ostwestfalen-Lippe (OWL) keine Angst vor Gewittern zu haben, denn Buchen gibt es hier wie Sand am Meer. Am 13. Juli 2016 stellten Förster des Regionalforstamtes OWL die Ergebnisse der Landeswaldinventur NRW am Fernmeldeturm in Porta Westfalica vor.
„Unsere Wälder sind Alleskönner. Sie sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, produzieren den nachwachsenden Rohstoff Holz und dienen den Menschen zur Erholung“, erklärte Franz Stockmann, Leiter des Regionalforstamtes OWL.

Gleichzeitig dient Holz als Basis für eine der größten Wirtschaftsbranchen in Nordrhein-Westfalen über alle Stufen der Wertschöpfungskette hinweg – von der Herstellung über die Verarbeitung bis hin zu Holzhandel und Papierwirtschaft – und sichert Arbeitsplätze: vom Waldarbeiter bis zum Buchdrucker. Der größte Anteil der Waldflächen NRWs befindet sich dabei in privater Hand – meist als Wertanlage.
Landesweit wurden in den Wäldern Nordrhein-Westfalens (NRW) bei der Landeswaldinventur 2012-2014 von sechs Teams an 9300 Stichprobenpunkten mehr als 60.000 Bäume auf 935.000 Hektar Waldfläche vermessen, gibt der Landesbetrieb „Wald und Holz NRW“ (oberste Forstbehörde in NRW) in der Broschüre Die Wälder Nordrhein-Westfalens im Blick – Ergebnisse der landesweiten Waldinventur 2014 (PDF) bekannt, herausgegeben vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (auch: Umweltministerium) am 9. Juli und veröffentlicht am 13. Juli 2016 (siehe Website).
So beinhaltete die zweijährige Stichprobenvermessung auch die zweite Landeswaldinventur 2014 des Regionalforstamtes OWL. Denn 8,5 Prozent des Waldanteils, somit 79.900 Hektar, fällt auf Ostwestfalen-Lippe. Die Region umfasst eine Gesamtfläche von rund 652.000 Hektar, somit macht der Wald eine Fläche von rund 12 Prozent OWLs aus.
OWL ist Laubwald-Region
„Nordrhein-Westfalen ist ein Buchenland von Natur aus“, so Stockmann. „Hier wird nichts gepflanzt.“
Tatsächlich seien 63 Prozent des Waldes im Forstamt Ostwestfalen-Lippe mit Laubholz bewachsen, 37 Prozent mit Nadelholz, kann man einer PowerPoint-Präsentation des Landesbetriebs entnehmen. Dabei sei die Buche mit 32 Prozent am häufigsten vertreten, gefolgt von Kiefer (16 %), Fichte (15 %), Eiche (12 %), Lärche (4 %) sowie Douglasie und Tanne mit jeweils einem Prozent.
Den Rest der OWL-Wälder machen andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer (6 %) und niedriger Lebensdauer (13 %) aus. Als weitere Laubbaumarten sind beispielsweise Birke, Weide, Erle und Kirsche zu nennen. Die am seltensten auftretenden Baumarten sind die Eibe, Wacholder, Schwarzpappel, Flatterulme und der Speierling.

Vermarktung von Buche schwierig
„Die wirtschaftliche Seite daran: Es gibt immer weniger Buchenholz-Käufer“, betont Stockmann. „Zum Teil sind Übervorräte vorhanden. Nur kleine Mengen gehen in die Möbelindustrie. Die Buche enthält meist Kerne, Rotkerne, Spritzkerne.“ Gefragt sei aber makelloses Holz. Die Vermarktung von Buche sei daher schwierig.
Johannes Landwehrmann, einer von 18 Förstern in der Region OWL aus dem Forstamtsbetriebsbezirk Vlotho, holte noch etwas weiter aus: „Mit 366 Kubikmetern Holz haben wir die höchsten Holzvorräte in Nordrhein-Westfalen zu verzeichnen. Fast 10 Prozent des gesamten Holzvorrats stehen in unserem Amt. Wenn eine Buche fällt, dann möglichst wertschöpfend.“
Möbel sind natürlich nicht die einzige Vermarktungsmöglichkeit. Der wertvolle Rohstoff Buchenbaum wird auch zu Sägeholz (für beispielsweise Paletten), Kronenholz (Spanplatten) oder Brennholz verarbeitet. „Die Wälder auf dem Jakobsberg dienen zum Beispiel zu 80 Prozent als Brennholz“, erklärt Landwehrmann weiter. „Reste, Späne, Schnitzel werden auch zu Pellets. Das größte Hartholz-Sägewerk steht in Obernkirchen, die Firma Sattelmacher. Früher gab’s ja überall kleine Sägewerke, das ist heute nicht mehr so.“
Als neuestes Projekt nennt der Förster die Buche als Trägerholzelement. Das würde derzeit bei einer Firma in Thüringen erprobt, die früher in Nordrhein-Westfalen ansässig war.

Totholz steckt voller Leben
Als weiteren wichtigen Faktor nennen die drei Fachmänner aus OWL das „Totholz“. Denn Biotopholz bzw. Totholz steckt voller Leben und bildet wichtige Lebensräume (Mikrohabitate) für Tiere und Pflanzen. In Ostwestfalen-Lippe gibt es rund 16,1 Kubikmeter Totholz pro Hektar.
„Wälder sind keine seelenlosen Holzäcker“, betonte Stockmann. Auch wenn sie überwiegend als Nutzwälder dienen und keine Urwälder mehr sind, so freuen sich doch Uhu, Schwarzstorch, Spanspecht und Fledermäuse über Tot- und Altholz. Auch erste Luchse wurden gesichtet. „Also bitte totes Holz liegen lassen. Manche Privatwaldbesitzer machen dies schon freiwillig.“
Beim Totholz wird differenziert zwischen liegend und stehend. Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass in NRW auch aufgrund der Auswirkungen des Orkans „Kyrill“ im Jahre 2007 ein hoher Anteil Totholz bei Nadelholz (59 %) zu verzeichnen ist.
OWL-Wald ist Privatwald

„Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen“, stellte Stockmann heraus. Das Regionalforstamt OWL kümmere sich mit seinen 47 Mitarbeitern (davon eine Försterin und 17 Förster in den Revieren) um die Belange des Waldes in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford, Lippe, Gütersloh und der kreisfreien Stadt Bielefeld. Neben der Durchführung forstlicher und holzwirtschaftlicher Programme gehört unter anderem auch die Beratung und Betreuung des kommunalen und privaten Waldbesitzes zu den täglichen Aufgaben.
Denn Wald kann man auch kaufen. Rund 58 Prozent der Gesamtwaldflächen OWLs befinden sich in Privatbesitz, Städte und Gemeinden besitzen lediglich einen Anteil von 30 Prozent, 6 Prozent gehören jeweils dem Land NRW und dem Bund.

„Natürlich wird niemand dazu gezwungen, seinen Wald selber zu bewirtschaften“, erklärte Stockmann weiter. „Man soll ja Spaß am Wald haben.“ Aber das Forstamt könne sich nicht um alle Privaten gleichermaßen kümmern. Denn die langen schmalen Streifen an privatem Waldbesitz seien meist schwerlich auseinanderzuhalten.

„Diese Art von Grenzfestlegung stammt noch aus alten Landwirtbesitzer-Zeiten“, erklärte Eberhard Mundhenke-Drögemeier, Vorsitzender der Waldwirtschaftsgenossenschaft (WWG) Jakobsberg, „entstanden durch die damalige Markenteilung.“
Und er renkte ein: „Wir müssen aber Waldeigentümer dazu bringen, beforsten zu lassen. Das ist gut fürs Klima, und Holz ist ein wichtiges Substitut. Zwei Kilo Holz entsprechen in etwa einem Liter Öl. Das kann man ersetzen.“
„Wie sollen Förster das bearbeiten?“, fragte Landwehrmann. „Es gibt keine Grenzsteine oder ähnliche Markierungen.“ Als Beispiel nennt er sein Revier Vlotho. Viele Eigentümer besitzen Privatwaldflächen von weniger als 20 Hektar, andere wiederum schmale lange Flächen, die sich über 46 Kilometer Länge erstrecken.
„Letztendlich kann man mit dem Wald auch Geld verdienen“, beendete Stockmann die Diskussion. Ein Prozent Verzinsung ist sicher. Für 1,10 bis 1,50 Euro pro Quadratmeter kann man Waldland erwerben. „Es gibt keine defizitären Wälder mehr. Holz kann man immer verkaufen.“
Davon abgesehen sind sich alle Drei einig: „Jede zweite Küche, die in Europa verkauft wird, stammt aus OWL. Und die rund 140.000 Kubikmeter Holz, die unsere Waldbesitzer mithilfe der Försterinnen und Förster in OWL jedes Jahr an den Markt bringen, garantieren 1320 Arbeitsplätze in dieser Wertschöpfungskette. Schlussendlich finden die Erfolgsgeschichten des Artenschutzes im Wald statt.“
Weitere Informationen und Kontaktdaten des Regionalforstamts OWL findet man auf der Website des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Bei Interesse an „Privatwaldland“ kann direkt dort angefragt werden.