Am Deutschen Mühlentag 2017 in Porta Westfalica unterwegs

Lediglich ein paar weiße Wölkchen trübten den strahlend blauen Himmel am Deutschen Mühlentag 2017 – ein idealer Tag, um die Windmühlen Holzhausen und Veltheim (Titelbild) in Porta Westfalica zu besuchen – Fotos: onm

Der Mühlenkreis Minden-Lübbecke bot auch am Mühlentag 2017 wieder einiges fürs Auge. Dieses Jahr in Porta Westfalica unterwegs, führte uns die Westfälische Mühlenstraße am Pfingstmontag zu den Windmühlen in Holzhausen und Veltheim.

Mühlengruppe Holzhausen feiert bald 30-Jähriges

Der Banner am Gästehaus weist darauf hin: die Mühlengruppe Holzhausen feiert 2017 ihr 30-jähriges Jubiläum

Bei strahlendem Sonnenschein und mit reichlich musikalischer Untermalung – abwechselnd von einem Blasorchester, einem Akkordeonspieler und dem stimmstarken „Männergesangsverein Porta Westfalica Neesen Lerbeck“ mit Klavierbegleitung -, frisch gebackenem Mühlenbrot aus dem Holzofen sowie Kuchen und Kaffee wurden Besucher am Deutschen Mühlentag 2017 an „Maschmeyers Mühle“ in Holzhausen empfangen.

Wir mischten uns unters Volk und waren nicht nur von den zahlreichen Sitzgelegenheiten im Freien, unter Dach und in der Windmühle überrascht, sondern auch von der ungezwungenen Atmosphäre, Offenheit und Herzlichkeit, die man sah und spürte. Ein „Mühlendorf“, das seinesgleichen sucht im Mühlenkreis. Doch das war nicht immer so, wenn man die Geschichte der Holzhausener Mühlengruppe verfolgt.

Wer zieht denn hier am Mühlenflügel? Da darf halt nur der „Müller“ selbst dran, damit die empfindlichen Flügel der Windmühle Holzhausen auf der richtigen Windseite stehen

Auf das Jahr 1807 geschätzt, soll hier einst ein Wall-Holländer des Müllers „Maschmeyer“ gestanden haben, dessen Mühlenbetrieb kurz nach 1945 endgültig eingestellt wurde. Nach über 40 Jahren vom Verfall gezeichnet, nahmen damals 16 Leute die Sache in die Hand und restaurierten ab 1987 in über 1000 Arbeitsstunden das gute Stück originalgetreu, bis mithilfe der heute rund 90-köpfigen Mühlengruppe ein Platz an der Hackfeldstraße entstand, der den „alten Zeiten“ in nichts nachsteht.

Die vom regionalen Mühlenverein genannte „Windmühle Holzhausen an der Porta“ mit Segelflügeln und Windrose wurde in ihrer ursprünglichen Technik ausgebaut mit funktionsfähigem Motormahlgang, Askania-Sichter und Elevator. Wir standen am ohrenbetäubenden Kornmahlgang, den wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht vorenthalten wollen:

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Als wenn das nicht genug wäre, baute die Mühlengruppe das aus dem Jahre 1855 stammende Backhaus neu auf (eingeweiht am 21. April 1991) und errichtete im Juli/August 2003 ein echtes Müllerhaus für die Gästebetreuung. Außerdem kann man sich im „urigen“ Standesamt im zweiten Obergeschoss der Hochzeitsmühle auch trauen lassen – das am Pfingstmontag mal eben zur gemütlichen Kaffeestube umfunktioniert wurde (oder umgekehrt).

Seit der offiziellen Einweihung am 27. August 1989 (die Jahreszahl findet man meist auf dem eisernen Kreuz der Mühlenflügel) zieren zudem verschiedene Müllereimaschinen als Ausstellungsstücke den Innenraum der Windmühle. Ein wahrhaft ganzheitliches Konzept, auf das die Mühlengruppe Holzhausen zurecht stolz sein kann – erst recht, wenn sie am 1. November 2017 ihr 30-jähriges Jubiläum feiern, auf das sie mit einem großen Banner am Gästehaus hinwiesen.

Männergesangsverein aus Porta überzeugte mit weiblicher Klavierbegleitung

Apropos Alter: Der genannte Männergesangsverein Porta sucht dringend Nachwuchs! „Die meisten sind schon über 70, wenn nicht sogar 80 Jahre alt“, betonten sie. Besucher darauf angesprochen, würden die meisten es schade finden, wenn Volkslieder nicht mehr gesungen würden, seien sie doch ein Teil der Deutschen Geschichte. Und dass diese auch fröhlich sind und Spaß machen können, zeigte schließlich der tosende Applaus. Es wird also Zeit, dass „Jungspunte“ dazukommen, sonst war’s das mit dem letzten Männerchor in Porta Westfalica. Ansprechpartner ist Günter Jantzen (Tel.: 0571 / 72 06 33 71).

Nun denn, hätten uns am Nachmittag nicht andere Gäste das letzte Mühlenbrot vor der Nase weggeschnappt und hätten wir nicht den Weg zu einer zweiten Mühle geplant, wären wir bis zum Feierabend geblieben. Aber „hätte liegt im Bette“ – also weiter ging’s nach Veltheim.

Windmühle Veltheim frisch restauriert

Mühlenflügel sind nicht ganz ungefährlich, wie die Veltheimer Geschichte zeigt

In Veltheim ging es etwas ruhiger zu. Schlicht mit Bratwurst vom Grill und frisch gezapftem Bier unter immer noch strahlend blauem Himmel am Nachmittag verwöhnt, konnten die Besucher sich dafür richtig viel Zeit nehmen, die Windmühle zu besichtigen. Und die lässt sich sehen und bringt eine bewegende Geschichte mit:

Erbaut 1903 als Ersatz für einen 1870 errichteten Erdholländer verfügt der jetzige Wall-Holländer am Hehler Feld über einen verputzten konischen Ziegelsteinturm mit Segelflügeln und Windrosen-Attrappe. Von der Vorgängermühle sei bekannt, dass die Flügel so tief hingen, dass der 12-jährige Sohn des Müllers von ihnen beim Drehen tödlich verletzt wurde, und die Mühle nach einem Blitzschlag abgerissen werden musste.

Kein gutes Omen – dennoch errichtete Müller Karl Stolze an der gleichen Stelle eine neue Windmühle, denn seine Mühle auf dem Bokshornberg musste er 1885 aufgeben, da das Gelände dem Kiesabbau zum Opfer fiel. Für die Windmühle Veltheim verwendete er Teile der Bokshorn-Mühle. Das lohnte sich, denn sein Sohn Heinrich Stolze, der seit Kindheit an immer dabei war, führte die Mühle im Vollbetrieb noch bis 1963.

Auf einem drei Meter hohen Erdsockel errichtet, strahlt die Windmühle Veltheim nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz

Seit nunmehr rund 114 Jahren befindet sich die Veltheimer Windmühle in den Händen der Familie Stolze – errichtet auf einem drei Meter hohen Erdsockel, sodass man sie aus weiter Ferne erkennen kann. Doch auch sie verrottete 20 Jahre lang, bis sie 1982/1983 im Rahmen des Kreismühlenprogramms erstmals wieder renoviert und instandgesetzt wurde – zumindest, was den Grundaufbau betrifft, wie den Mühlenkörper, die Flügel und im Innern die Holzböden und -treppen.

Ein Blick ins sonnengeflutete Innere der Veltheimer Mühle offenbart zahlreiche Funktionsteile, die bis 1963 in Betrieb waren

Das Schrotmahlwerk und alle weiteren Funktionsteile der Mühle blieben zwar erhalten, stehen jedoch lediglich als Ausstellungsstücke zur Verfügung. Aber wäre doch gelacht, wenn die Mühlengruppe Veltheim aus der Dorfgemeinschaft mithilfe des Kreismühlenvereins die schöne Windmühle nicht wieder flott machen könnte. So erhielt zuletzt 2015/2016 der stark ergraute Mühlenkörper einen neuen weißen Anstrich und das durchgefaulte, undichte Dach wurde repariert. Wie es im „Bauch“ des Wall-Holländers weitergeht, wird die Zeit zeigen.

Jedenfalls waren wir positiv überrascht von dem, was die fleißige Dorfgemeinschaft so alles auf die Beine gestellt hat, damit sich die nahen und fernen Gäste am Deutschen Mühlentag 2017 so richtig wohlfühlen konnten. Aus diesem Grund wurde die Windmühle Veltheim zu unserem Titelbild gewählt. Davon abgesehen hat unsere Redakteurin auf einer ihrer Streiftouren im Januar dieses Jahres die Mühle im Nebel vor die Linse gekriegt:

In diesem Sinne sagen wir DANKE an all die Menschen, die es Mühleninteressierten ermöglichen, die historische Technik am Leben zu erhalten. Nur so weiß auch die jüngere Generation, wie es damals einmal war.

Zum Schluss gibt’s noch ein paar mehr Bildchen von den Windmühlen Holzhausen und Veltheim:


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